Zimmerin Gipser

Vanillaplan interviewt Handwerker*innen zum Tag des Handwerks 2021

Elena Höppner
de Elena Höppner Content Marketing 16.09.2021

Am 18.09.2021 findet zum elften Mal der «Tag des Handwerks» als jährlicher Aktionstag in Deutschland statt. Dieses Jahr unter dem Motto „Wir tun, was bleibt – (D)ein Blick ins Handwerk“ stehen einen Tag lang die verschiedenen Handwerksberufe und das, was die Menschen dahinter Tag für Tag leisten, im Fokus. Es soll dabei vor allem darum gehen, realistische Einblicke in den Berufsalltag zu bekommen und berufliche Möglichkeiten im Handwerk kennenzulernen.

Wir von Vanillaplan finden es toll, dass es einen Tag im Jahr gibt, an dem Handwerksberufe im Zentrum stehen! Wir würden es begrüssen, wenn es auch in der Schweiz einen solchen Tag geben würde, und nehmen es deswegen zum Anlass, an diesem Tag auch hier unterschiedliche Handwerksberufe genauer zu beleuchten. Dazu möchten wir jährlich am Tag des Handwerks verschiedene Berufsgruppen interviewen und zusammenstellen, wie sie ihren Beruf wahrnehmen, was sie daran schätzen und welche beruflichen Möglichkeiten es gibt. Dieses Jahr haben wir uns den Beruf des Zimmermanns / der Zimmerin, des Gipsers und des Elektrikers ausgesucht und in den Interviews viele spannende Infos bekommen. Los geht`s!

Zimmerin, Gipser, Elektriker – ein Kindheitstraum?

Leider eher weniger. Keiner der drei interviewten Handwerker*innen war sich von klein auf sicher, ihren jetzigen Handwerksberuf später einmal ausüben zu wollen. Allerdings war die grobe Richtung, einen handwerklichen Beruf und eine Arbeit im Freien mit körperlicher Aktivität zu ergreifen, für alle schon recht früh klar. Nachdem sie den Beruf durch eine Schnupperlehre oder durch Bekannte, die als Handwerker arbeiteten, wirklich kennenlernen konnten, waren alle drei überzeugt, den Beruf später ausführen zu wollen. Nach Schulabschluss begannen schliesslich alle die Lehre, die als überwiegend positiv, wenn auch manchmal anstrengend, wahrgenommen wurde. Vor allem die im Vergleich zur Schule wenigen Ferien und die verstärkt körperliche Arbeit wurde anfangs als schwierig empfunden.

Ein typischer Tag als Zimmerin, Gipser und Elektriker - und was daran cool ist

Allen Dreien gefällt an ihrem Beruf am besten, dass die Arbeit abwechslungs- und facettenreich ist und immer an unterschiedlichen Orten stattfindet.

Die Zimmerin hebt positiv hervor, dass sie in ihrer Arbeit immer etwas verbessern kann. So arbeite sie gerade an einem 800 Jahre alten Dachstuhl und finde es toll zu sehen, wie früher gebaut wurde und wie das mit heutigen Mitteln besser gemacht werden kann. Auch die Arbeit auf dem Dach finde sie sehr schön – natürlich auch wegen der Aussicht.

Der Gipser findet an seinem Beruf besonders gut, dass er auch kreative Arbeiten wie Wandbeschichtung oder Spachteltechnik ausführen kann.

Dem Elektriker gefällt bei seiner Arbeit am besten, dass er viel unterwegs sein kann und nicht an einen Ort gebunden ist. Besonders spannend findet er, dass immer wieder Innovationen dazukommen, jeder Tag individuell ist und er in seinem Berufsfeld viele Möglichkeiten zur Weiterbildung hat.

Die negativen Aspekte der Handwerksberufe

Auch hier wird von allen Dreien ähnliches genannt: So empfinden alle die körperliche Arbeit als anstrengend und oftmals weniger schön.

Für die Zimmerin, die in weiten Teilen ausserhalb geschlossener Räumlichkeiten auf dem Dach arbeitet, ist die sommerliche Hitze oder winterliche Kälte das grösste Problem. Allerdings gewöhne man sich recht schnell an diese Umstände.

Der Gipser benennt vor allem den Grundputz aufgrund der körperlichen Anstrengung und der fehlenden kreativen Möglichkeiten als weniger positive Tätigkeit in seinem Beruf.

Für den Elektriker gehört schlitzen und spitzen, ebenfalls aufgrund der körperlichen Anstrengung, zu den negativeren Arbeiten.

Handwerksberufe und Familie – Geht auch Teilzeitarbeit?

Hier wird einheitlich berichtet, dass aufgrund der schwierigen Planbarkeit seitens der Firma Teilzeitarbeit eher selten möglich sei. So solle ein Auftrag im Idealfall von vorne bis hinten übernommen werden, was ein Arbeitspensum von unter 80 Prozent schwer möglich macht. Allerdings betonen die Befragten die gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie, da samstags und sonntags nicht gearbeitet wird und damit das ganze Wochenende frei ist.

Für immer auf der Baustelle? - Zukunft und Weiterbildungsmöglichkeiten im Handwerk

Obwohl die Frage zu Zukunftsmöglichkeiten in Handwerksberufen eigentlich schon fast die letzte Frage auf unserer Liste war, hatten wir das Gefühl, das Gespräch ging ab hier erst richtig los! Wir wurden förmlich überhäuft von Erklärungen zu Weiterbildungs- und Zusatzausbildungsmöglichkeiten.

Im Beruf des Zimmermanns/der Zimmerin könne man demnach zum einen eine Weiterbildung machen, durch die man nach wie vor auf dem Bau, allerdings in einer Führungsposition, arbeite. Das wäre der Vorarbeiter oder der Polier.
Im Beruf des Zimmermanns/der Zimmerin könne man demnach zum einen eine Weiterbildung machen, durch die man nach wie vor auf dem Bau, allerdings in einer Führungsposition, arbeite. Das wäre der Vorarbeiter oder der Polier.
Zum anderen könne man durch eine Ausbildung den Meister machen, was zu einer Selbstständigkeit berechtige und wodurch man vermehrt Aufgaben, die weniger mit der Arbeit draussen auf dem Bau zu tun haben, übernehmen könne.
Darüber hinaus gebe es noch die Möglichkeit an der Fachhochschule zu studieren und entweder für den Beruf des Technikers, der Planung und Zeichnungen übernimmt, oder des Bauingenieurs, der speziell auf Holzbau ausgerichtet ist, ausgebildet zu werden.

Der Elektriker ist im Grossen und Ganzen sehr zufrieden mit den Weiterbildungsmöglichkeiten in seinem Berufsfeld und beschreibt diese im Vergleich zu einigen anderen Handwerksberufen als äusserst vielseitig. Er erzählt uns von der Möglichkeit Projektleiter zu werden, was dem Polier und Vorarbeiter ähnlich ist. Auch könne man eine Ausbildung zum Telematiker machen, was ein Abschluss auf gleicher Ebene sei, aber eben in ein anderes Berufsfeld, das mehr mit Internet zu tun habe, hineinreicht.
Auch er spricht die Option, den Meister zu machen und damit eine eigene Firma gründen zu können, an. Allerdings sei der Meister recht anspruchsvoll, sodass es sich nicht in allen Fällen rentiere, diesen zu machen.
Die Berufsmatur hält er grundsätzlich für eine sinnvolle Option, allerdings hätten die meisten, die einen Handwerksberuf ausführen, entweder mit Sprachen oder Rechnen grosse Mühe. Er selbst beispielsweise habe ein grosses Problem mit Sprachen. Da für die Berufsmatur nun beides wieder zusammenkäme, stelle das für viele eine grosse Herausforderung dar und einige hätten auch schlichtweg keine Lust, sich nochmal z.B. mit Französisch zu beschäftigen. Demnach sei es durchaus mit Aufwand verbunden und lohne sich nur, wenn man danach wirklich weiterstudieren und etwas ganz anderes machen möchte.
Darüber hinaus sei die Vorbereitung auf die Berufsmatur in einigen Fällen auch ein finanzielles wie zeitliches Problem. So würden manche Firmen weniger Lohn zahlen, da man einen halben oder ganzen Tag in der Schule statt im Betrieb ist. Bei einem ohnehin schon eher niedrigen Lohn sei das schon ein Problem. Andersherum gebe es auch Betriebe, die eine Berufsmatur sehr fördern, und als Anreiz zum Bestehen z.B. einen Betrag von 1000 Franken aussetzen. Es käme somit sehr auf den Betrieb an.

Im Allgemeinen hält er es für eine gute Möglichkeit, Aus- und Weiterbildungen während der Arbeit, also berufsbegleitend, zu machen. So sei es deutlich praxisbezogener, man bringe schon Berufserfahrung mit und weiss, wie es auf der Baustelle läuft.

Dieser Aussage schliesst sich auch die Zimmerin an. Sie bereue es gar nicht, nicht auf`s Gymnasium gegangen zu sein, weil es jetzt so gute Optionen gebe. Die Sorge, eine Lehre zu machen, dann doch noch studieren zu wollen und für immer in dem Beruf festzustecken, sei heutzutage relativ unbegründet. Man könne problemlos die Berufsmatur oder die Passerelle machen und am Schluss etwas studieren, das gar nichts mit dem Bauberuf zu tun hat. Und dies in relativ kurzer Zeit, da die Lehre so lange ginge wie das Gymnasium, allerdings mit dem Vorteil, dass man mit dem Abschluss am Gymnasium nicht viel hat, wohingegen die Lehre einen zu sehr viel berechtigt. Darum findet sie die Wahl, eine Lehre zu beginnen, sehr gut.

Wir bedanken uns herzlich bei den Dreien, dass sie sich in ihrer Mittagspause die Zeit für unser Interview genommen haben!